Im Laufe der natürlichen Evolution hat sich zwischen Blütenpflanzen und Bestäuberinsekten ein exakt abgestimmtes Beziehungsgeflecht entwickelt. Zum einen locken die Blütenpflanzen durch ihren Duft und Blütenfarben die Insekten zwecks ihrer Bestäubung an, zum anderen werden die Insekten für diese Leistung von den Pflanzen mit Nektar und Pollen belohnt. Auf Grund dieser Bestäubungsleistung sind die Honigbienen sowie die anderen Insekten von einem unschätzbaren Wert für unser blühendes Ökosystem.
Über die ökologische Bedeutung der Honigbiene und ihre Gefahren
Hierbei spielt die Honigbiene eine außerordentlich wichtige Rolle. Allein ihre jährlich weltweite Wirtschaftsleistung wird auf rund 153 Milliarden Euro geschätzt. Über ein Drittel der Nahrungsmittelproduktion auf der Erde hängt von diesen bestäubenden Insekten ab. Neben der Produktion von Honig besitzen Bienen einen hohen Nutzen für das Ökosystem, in dem sie, neben den Kulturpflanzen, auch Wildpflanzen bestäuben und des Weiteren als Nahrungsquelle für die Vögel dienen. Allerdings wird schon seit einigen Jahren ein besorgniserregendes weltweites Bienensterben beobachtet. Im Jahre 2011 waren 10 bis 30 Prozent der Bienenpopulationen bereits davon betroffen. Allein in den USA traf dies auf rund ein Drittel der dortigen Bienenvölker zu und im Nahen Osten sogar zu 85 Prozent. Über die näheren Ursachen dieses mysteriösen Massensterbens herrscht nach wie vor noch große Unklarheit. Zumal hier verschiedene Faktoren eine Rolle zu spielen scheinen. Die explosionsartige Verbreitung der Varroamilbe und andere Infektionskrankheiten scheinen ursächlich ein feststehender Fakt zu sein. Aber auch die sich fortlaufend verändernden Naturräume, bedingt durch eine immer intensivere betriebene Landwirtschaft und die dadurch eingeschränkten Nahrungsvielfalt für die Bienen, scheinen weitere mögliche Ursachen abzubilden. Hinzu schwächt der verstärkte Einsatz von Pestiziden aus der Gruppe der Neonicotinoide die Bienenvölker zusätzlich.
Die Wirkung von Neonicotinoide auf die Honigbienen
Insbesondere die systemischen Pestizide auf Basis der Neonicotinoid Clothianidin scheinen 2008 im Rheinland für das dortige massenhafte Sterben von rund 11.500 Bienenvölker mitverantwortlich zu sein. Als Ursache hierfür wird das Ausbringen von Maissaatgut gesehen, welches vorher mit dem Gift gebeizt wurde. Durch die entstehenden Stäube wurden aber auch Wildpflanzen sowie Raps- und Obstblühten kontaminiert. Die Bienen nahmen das Gift zusammen mit den Pollen auf, was schließlich zu einem völligen Orientierungsverlust und letztendlich zu ihrem Tod führte. Dies bewog das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), die weitere Zulassung der Maissaatgutbehandlungsmitteln mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Neonicotinoide im selben Jahr zu widerrufen.
Die Schlussfolgerungen aus den In-Vitro-Larventests
Die in der EU harmonisierten Datenanforderungen sehen bei einer Neubeantragung eines Pflanzenschutzmittels und zum Schutz der Honigbienen, ein bis zu dreistufiges Prüfungsszenario vor. Die drei Prüfungsstufen finden sowohl im Labor als auch im Halbfreiland und im Freiland statt. Ein in den letzten Jahren speziell entwickelter In-Vitro-Larventest soll die potenziellen Gefahren eines Wirkstoffes auf die Brutentwicklung unter Laborbedingungen besonders gut abbilden. Es zeigte sich, dass eine gute Ernährungslage sowie ein stabiler psychologischer Zustand der Bienen gegenüber bestimmter Stressfaktoren (Pflanzenschutzmittelwirkstoffen) äußerst bedeutsam ist. Ist eine gute Pollen- und Proteinversorgung sichergestellt, so ist die Physiologie des Bienenkörpers weitaus besser gegenüber Giften gewappnet als bei einer akuten Mangelversorgung. Eine subletale Dosierung eines Insektzidwirkstoffes tötete zwar weder Larven noch Bienen, aber dafür wird das Orientierungs- und Heimfindevermögen deutlich negativ beeinflusst. Des Weiteren ist das Risiko einer Schädigung nicht nur allein von den Eigenschaften des Wirkstoffes abhängig, sondern auch von der jeweiligen Anwendungsmethodik (Anwendungsbereich, Anwendungstechnik, Dosierung und Zeitpunkt der Anwendung).