Gentechnisch veränderter Mais hat Auswirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Mäusen
Im Jahre 2008 wurde eine Studie veröffentlicht, in der Velimirov et al. die Auswirkungen von Genmais auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Mäusen untersuchten. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit. Durchgeführt wurde die Studie an der Universität Wien. Die Studie hat zum Ergebnis, dass sich die Fortpflanzungsfähigkeit von Mäusen, die mit Genmais gefüttert werden, verringert. Hierzu wurden in der Versuchsgruppe Mäuse über mehrere Generationen mit Genmais gefüttert. Der Genmais-Anteil am Futter lag bei dreiunddreißig Prozent. Die Tiere aus der Versuchsgruppe gebaren mit zunehmender Generation deutlich weniger Jungtiere als die Kontrollgruppe. Dies Zahl der Neugeburten nahm ab der dritten und vierten Generation deutlich ab. Die Kontrollgruppe erhielt eine Ernährung, die auf konventionellem Mais basierte. Die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit warnte jedoch davor, dass die Ergebnisse nicht voreilig auf den Menschen übertragbar seien.
Öffentliche Reaktion
Die Studie mit dem Bezeichnung „Biological effects of transgenic maize NK603xMON810 fed in long term reproduction studies in mice: report“ sorgte für eine starke öffentliche Reaktion. Medien als auch Vertreter der Öffentlichkeit forderten einen sofortigen Stopp der Genmais-Forschung und des Anbaus gentechnisch veränderter Lebensmittel. Greenpeace veröffentlichte eine Pressemitteilung mit dem Titel „Verzehr von Gentech-Mais verringert Fruchtbarkeit“ und forderte, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit wegen Inkompetenz zu schließen sei. Auch viele österreichische Politiker sahen ihre Bedenken gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln durch die Ergebnisse dieser Studie bestätigt. Die Veröffentlichung der Studie nahmen viele Online-Nachrichten-Portale zum Anlass, um über die Gefahren von gentechnisch veränderten Produkten zu warnen.
Genmais in der Europäischen Union
Gen Mais wird derzeit für unterschiedliche Zwecke verwendet. Vor allem für die Erzeugung von Futtermitteln und zur Gewinnung von Methanol. Das Methanol wird vorzugsweise zur Bereitstellung von Energie gebraucht. Mit der Gen Manipulation werden unterschiedliche Ziele verfolgt. Es wird beispielsweise versucht die Widerstandsfähigkeit des Maises gegenüber besonderen klimatischen Bedingungen zu erhöhen beziehungsweise diesen resistenter gegenüber Schädlinge zu machen.
Der in der Studie untersuchte Genmais wurde durch eine Kreuzung zwischen zwei gentechnisch veränderten Mais-Varianten entwickelt. Hierzu wurde eine Variante mit einer besonders hohen Unkrautvernichtungs-Resistenz mit einer Variante, die ein Toxin gegen Schädlinge bildet, gekreuzt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte diesen Mais in der Vergangenheit als unbedenklich eingestuft. Bedenklich ist allerdings, dass eine eigens von dem Hersteller des Maises durchgeführte Studie zu dem Ergebnis gekommen ist, dass dieser Mais für gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Nutztieren verantwortlich ist. Diese Ergebnisse wurden von der Europäischen Behörde als nicht relevant eingeschätzt. Ferner wird von Mitgliedstaaten der Europäischen Union bemängelt, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bisher keinen Antrag auf Zulassung eines gentechnisch veränderten Lebensmittels abgelehnt hat. Die Europäische Behörde wurde dazu aufgefordert ihre Bemühungen in der Risiko-Einschätzung solcher Lebensmittel zu verstärken. Frankreich und Österreich haben bereits zwei Sorten von gentechnisch verändertem Mais des Herstellers Monsanto zurückgezogen.
Österreichische Regierung zieht Studie zurück
Im Jahr 2010 hat die Österreichische Regierung die Studie zur Untersuchung der Langzeitfolgen von Genmais wieder zurückgezogen. Dem war bereits im Jahr 2009 vorausgegangen, dass die Österreichische Regierung die Studienergebnisse anzweifelte. Auf einer Sitzung der EU-Kommission wurde erklärt, die durch die Studie gewonnenen Ergebnisse würden keine statistische Signifikanz aufweisen beziehungsweise, es seien Fehler bei der Ergebnis-Bestimmung unterlaufen. Zuvor hatte die EU-Kommission für Warenketten und Tiergesundheit die Studienergebnisse erörtert. Hierbei wurde festgestellt, dass die Ergebnisse keinen Aussagewert für den untersuchten Genmais besitzen. Trotz dieser methodischen Mängel werden die Studienergebnisse immer wieder aufgegriffen und dienen dazu die Diskussion um die Gen-Manipulation von Lebensmitteln zu befeuern. Auch in neueren Studien, die die krebserzeugende Wirkung von Gen Mais untersuchen, werden die Ergebnisse dieser Studie zitiert.